By Redazione | 29/10/2025 19:48
Brügge, das Wahrzeichen Flanderns, beherbergt eine der ältesten und am besten erhaltenen Gesundheitseinrichtungen Europas: das Sint-Janshospitaal, das St. John's Hospital. Jahrhunderts gegründet, wobei die frühesten Aufzeichnungen auf die Verordnung der Ordensbrüder von 1188 zurückgehen, diente dieser monumentale Komplex jahrhundertelang als Ort der Aufnahme und Pflege nicht nur von Kranken, sondern auch von Armen, Reisenden und Pilgern. Das alte Krankenhaus, das bis 1977 in Betrieb war, hat heute eine neue Identität angenommen und sich in das Museum des St. Johannes-Hospitals verwandelt, das auch als Hans-Memling-Museum bekannt ist, da es einen bedeutenden Kern von Werken von Hans Memling (Seligenstadt, 1430 - Brügge, 1494) beherbergt. Diese Metamorphose hat die Geschichte des Museums nicht ausgelöscht, sondern vielmehr aufgewertet, indem es die universellen Themen Gastfreundschaft, Fürsorge und Empathie in den Mittelpunkt der Ausstellung gestellt hat - Konzepte, die seit seiner Gründung in seiner DNA verankert sind. Das Museum präsentiert sich als eine einladende Umgebung, in der die Geschichte der Medizin mit alter und überraschender zeitgenössischer Kunst verschmilzt.
Das ursprüngliche Gebäude an der Mariastraat in Brügge, der alten Zufahrtsstraße von Gent und Kortrijk, war ein riesiger Komplex, der die Patientensäle (der große Saal wurde um 1200 hauptsächlich aus Tournai-Stein gebaut) und eine angrenzende Kirche umfasste. Im Laufe der Zeit wurde das Gebäude um zwei Klostergebäude (eines für die Mönche, das später im 17. Jahrhundert in eine Apotheke umgewandelt wurde, und eines für die Nonnen), einen Friedhof, einen Kräutergarten und sogar eine Brauerei erweitert.
Ein architektonisches Highlight ist der beeindruckende Dachboden des Krankenhauses: Der Dachstuhl aus Eichenholz gilt als einer der ältesten und monumentalsten in Europa. Er stammt aus dem 15. Jahrhundert und sollte es den Patienten ermöglichen, direkt vom Bett aus an den Gottesdiensten teilzunehmen. Nach dem Verschwinden der Mönchsgemeinschaft Ende des 16. Jahrhunderts wurde das Krankenhaus ausschließlich von den Augustinerinnen geleitet. Im 19. Jahrhundert machten die Entwicklungen in der Medizin und neue hygienische Anforderungen bauliche Erweiterungen erforderlich. Der Architekt Isidoor Alleweireldt entwarf ein neues Krankenhaus mit acht (oder sechzehn) Stationen, die um einen zentralen Baukörper angeordnet waren. Die mittelalterlichen Säle, die vorübergehend für den Abriss vorgesehen waren, wurden verschont und für andere Zwecke genutzt, z. B. als Kapitelsaal oder Kulturraum. Der eigentliche Wendepunkt kam jedoch 1977, als die Krankenhausdienste in neue, moderne Räumlichkeiten in Sint-Pieters umzogen. Die neueren Gebäude aus dem 19. Jahrhundert waren zwar Gegenstand von Diskussionen und Abrissvorschlägen, wurden aber schließlich restauriert und wieder genutzt. Heute dient ein Teil des moderneren Komplexes, das so genannte Oud Sint-Jan, als Konferenzzentrum und Ausstellungsraum und hat damit eine andere Nutzung als das eigentliche Museum.
Das vielleicht markanteste Merkmal des St. John's Hospital Museum ist seine untrennbare Verbindung zu Hans Memling. Tatsächlich besitzt das Museum in Brügge die zweitgrößte Sammlung von Werken des flämischen Malers weltweit. Die Einzigartigkeit dieser Sammlung liegt jedoch darin, dass nirgendwo sonst so viele Werke des flämischen Meisters an ihrem Ursprungsort erhalten sind. Memling, der Meister der hyperrealistischen Szenen, lebte und arbeitete in Brügge und schuf seine bedeutendsten Meisterwerke gerade für das Krankenhaus.
Von den sieben ausgestellten großen Gemälden von Memling wurden vier speziell von den Nonnen und Mönchen, die die Einrichtung leiteten, in Auftrag gegeben: das erste ist das Triptychon des heiligen Johannes des Täufers und des heiligen Johannes des Evangelisten (1479), ein monumentales Altarbild für die Hospitalkirche. Zu den Mäzenen, die auf der äußeren Tafel zu erkennen sind, gehören Antheunis Seghers, Jacob de Ceuninck, Agnes Casembrood und Clara van Hulsen. Das Triptychon ist den Schutzheiligen des Krankenhauses, Johannes dem Täufer und Johannes dem Evangelisten, gewidmet. Ein interessantes Detail in der Mitte des Bildes zeigt einen hölzernen Kran, der früher zum Abladen von Weinfässern verwendet wurde, deren Abgaben vom Krankenhaus eingesammelt wurden. Aus demselben Jahr stammt das Triptychon der Anbetung der Heiligen Drei Könige, das auch als Floreins-Triptychon bekannt ist: Es wurde vom Hospitalmeister Jan Floreins, auch bekannt als Van der Rijst, in Auftrag gegeben, der zwischen 1488 und 1497 Meister des Hospitals war und auf dem Gemälde kniend in einem schwarzen Gewand hinter einer kleinen Wand in der mittleren Tafel dargestellt ist. Dieses Triptychon, das drei Schlüsselmomente der Kindheit Christi darstellt (die Geburt, die Anbetung und die Darstellung im Tempel), ist bemerkenswert wegen seiner Detailgenauigkeit, wie z. B. die Backsteinbauten, die Figuren sowie die Signatur und das Datum auf dem Rahmen. Das Triptychon wurde von dem Mönch Adriaen Reins in Auftrag gegeben, der links kniend zu sehen ist, und vom Künstler mit den Initialen des Auftraggebers auf dem Rahmen datiert. Es handelt sich um eine ergreifende Darstellung der Trauer, bei der die Gesichter von Maria, Johannes dem Evangelisten und Maria Magdalena von Tränen zerfurcht und ihre Augen von Tränen gerötet sind. Auf den äußeren Flügeln sind die Heilige Barbara, der Heilige Vilgefortis und die Heilige Maria von Ägypten dargestellt. Das vierte Werk ist das Reliquienschrein der Heiligen Ursula (1482-1489): Diese Schatulle, die als absolutes Meisterwerk und Unikat im Werk Memlings und in der Kunst der flämischen Primitiven gilt, besticht durch ihre Dreidimensionalität und architektonische Form. Sie wurde in Auftrag gegeben, um einen bestehenden Reliquienschrein zu ersetzen, der die Reliquien der Heiligen Ursula und anderer Heiliger enthielt, und ihre Verwirklichung war ein kollektives Kunstwerk, an dem ein Designer, ein Bildhauer sowie Memling und seine Assistenten beteiligt waren. Es wurde am 21. Oktober 1489 feierlich eingeweiht und erzählt in sechs Szenen die Geschichte der Reise der Heiligen Ursula über den Rhein nach Rom.
Diese vier Werke gehören zu den großen Meisterwerken der flämischen Kunst und sind seit mehr als fünf Jahrhunderten in ihrem ursprünglichen Kontext erhalten geblieben. Neben diesen historischen Werken umfasst die Memling-Sammlung drei weitere Gemälde: das Diptychon von Maarten van Nieuwenhove (1487), das Porträt einer jungen Frau (1480), das Sibylla Sambetha (1480), eine Dame des wohlhabenden Brügger Bürgertums, darstellt, und das Porträt eines Mitglieds der Familie De Rojas, eine aus einem Triptychon herausgelöste Tafel, die einen Mann in betender Haltung zeigt und wahrscheinlich der bedeutenden spanischen Familie gehört.
Das heutige Museum bietet eine dynamische Erfahrung, die das historische Erbe des Krankenhauses mit der Kunst verbindet. In den mittelalterlichen Patientensälen, die in ein modernes Museum umgewandelt wurden, befindet sich eine umfangreiche Sammlung von Gegenständen, die mit der Geschichte des Krankenhauses in Verbindung stehen, darunter Gemälde, Statuen, Bücher, medizinisches Material und Alltagsgegenstände. Eine Abteilung, die man nicht verpassen sollte, ist diealte Krankenhausapotheke, die mit ihrer authentischen Innenausstattung aus dem 17. Auf dem Rundgang durch das Museum ist auch zeitgenössische Kunst zu sehen, wie zum Beispiel das Werk Die Adern des Klosters von Giuseppe Penone, das ein poetisches Dankeschön an die Krankenschwestern des Johanneskrankenhauses darstellt. Im imposanten Dachgeschoss können die Besucher nicht nur die monumentale Eichenstruktur bewundern, sondern auch in die Closer to Memling Experience eintauchen, eine audiovisuelle und interaktive Installation, die Erwachsenen und Kindern die Welt des berühmten Malers näher bringt. Die Teilnehmer sind eingeladen, an einem Tisch zum Anfassen Platz zu nehmen und so in das malerische Universum des Meisters einzutauchen. Mit ihrer eigenen Kreativität können sie ihre eigenen Versionen der Gemälde entwickeln und so eine echte figurative "Auferstehung" von Memling realisieren. Das Erlebnis enthüllt Memlings künstlerische Geheimnisse durch interaktive Spiele, die Elemente wie die Techniken zur Erzeugung der Illusion der Perspektive, die kleinen Erzählungen, die sich im Hintergrund abspielen, und die Rolle der Schutzheiligen erforschen. Ein bemerkenswertes visuelles Element auf dem mittelalterlichen Dachboden ist eine imposante Leinwand, die fast fünf mal fünf Meter misst: Diese gigantische Leinwand kann von den Teilnehmern in eine kollektive künstlerische Kreation verwandelt werden, die die berühmten Werke von Hans Memling neu bearbeitet.
Durch den Einsatz modernster Technik in Verbindung mit neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen wird der Künstler fünfhundert Jahre nach seinem revolutionären Wirken in der Kunstlandschaft hautnah erlebbar gemacht. Dieser Teil des Parcours ist speziell für kreative und neugierige junge Besucher ab sieben Jahren konzipiert. Der Zugang zum Erlebnis "Näher an Memling" ist bereits in der Standard-Eintrittskarte für das Sint-Janshospitaal Museum enthalten. Nach diesem interaktiven Erlebnis werden die neun emblematischen Memling-Meisterwerke, die im Erdgeschoss des Krankenhauses und im Groeningemuseum ausgestellt sind, auf eine völlig neue Weise wahrgenommen.
Obwohl das St. John's Hospital ein Ort der Gastfreundschaft war, ist es historisch belegt, dass die eigentliche medizinische Versorgung vor dem 19. Jahrhundert nicht im Vordergrund stand. Lange Zeit verfügte das Krankenhaus über keinen ständigen Arzt und überließ die Grundversorgung und Operationen wie Aderlass und Frakturenentfernung dem Barbier oder dem Chirurgen. Die Augustinerinnen sorgten für die Pflege, die Verpflegung, die Unterbringung und die Teilnahme an den Gottesdiensten, die für die geistliche Betreuung unerlässlich waren. Kleine Altäre waren bestimmten Schutzheiligen gewidmet, wie dem heiligen Rochus gegen die Pest oder der heiligen Lucia für Augenleiden.
Dennoch war das Krankenhaus ein Knotenpunkt des medizinischen Fortschritts in der Region. Zu den prominenten Ärzten, die mit der Einrichtung in Verbindung standen, gehörten historische Persönlichkeiten wie Thomas Montanus im 17. Jahrhundert und Isaac De Meyer, ein bekannter Chirurg und Medizinhistoriker, im 19. Im 20. Jahrhundert verhalf Joseph Sebrechts der im Sint-Janshospitaal praktizierten Chirurgie zu internationaler Resonanz.
Das Museum Sint-Janshospitaal in der Mariastraat 38 in Brügge ist von Dienstag bis Sonntag von 9.30 bis 17.00 Uhr geöffnet. Der Ort ist nicht nur eine Hommage an Memlings künstlerisches Schaffen, sondern auch ein tiefes Zeugnis dafür, dass Engagement für andere und Fürsorge seit fast neunhundert Jahren Grundpfeiler der flämischen Gesellschaft sind.