Wayne Thiebaud, der Maler des zuckrigen Amerikas


Der Amerikaner Wayne Thiebaud, berühmt für seine Bilder von Kuchen und Doughnuts, war jedoch nicht nur Maler von Süßigkeiten: Seine Kunst ist der stille Wächter eines Amerikas zwischen Sehnsucht und Nostalgie.

Es gibt einen Moment, wenn das Licht des späten Nachmittags auf das Schaufenster einer Konditorei fällt, in dem alles zu schweben scheint. Die Schatten werden länger, die Farben satter, und jeder Zuckerguss schimmert golden. Genau in diesem Moment lebt Wayne Thiebaud (Mesa, 1920 - Sacramento, 2001), ein Maler, der die Süße zu einer Frage der Ernsthaftigkeit gemacht hat.

Thiebaud war nie nur ein Künstler der Torten und Süßigkeiten. Sein zuckriges Amerika ist eine subtile Falle: Es sieht einladend und vertraut aus, hat aber auch eine melancholische Schwere. Seine Süßigkeiten, isoliert auf monochromen Hintergründen oder wiederholt in perfekten Reihen, sind Ikonen eines Überflusses, der bei näherer Betrachtung nie wirklich satt macht. Die dichte, strukturierte Pastellfarbe, die die Cremes wie Butterhügel anhebt, ist nicht nur Dekoration, sondern eine Erklärung der Gegenwart. Die Materie vermischt sich mit der Erinnerung.

Thiebauds Ausbildung, die irgendwo zwischen Werbung und Bildtradition angesiedelt ist, ermöglichte es ihm, seinen Blick zu schärfen. Er war kein Pop-Künstler im kanonischen Sinne, auch wenn er wegen seines Interesses an den Produkten der Massenkultur oft mit dieser Strömung in Verbindung gebracht wurde. Doch der Unterschied ist beträchtlich: Während Warhol Campbells Soup reproduzierte, um sie ihrer Bedeutung zu entleeren, malte Thiebaud seine Schaufenster mit einem fast religiösen Sinn. Es gab keine Ironie, keine Verfremdung, sondern eine dichte, fast schmerzhafte Nostalgie. Seine Stadtansichten, in denen die Straßen wie unmögliche Berge in die Höhe ragen, zeigen eine andere Seite seiner Vision: Sein Amerika ist ein Ort des Schwindels und der Sehnsucht, des Konsums und der Einsamkeit. Jedes Element ist mit der Präzision eines Architekten kalibriert, und doch hat man immer das Gefühl, dass es unsicher ist, dass das Gleichgewicht jeden Moment zerbrechen könnte.

Wayne Thiebaud, Pie Rows (1961; Öl auf Leinwand, 55,9 x 71,1 cm; Wayne Thiebaud Foundation)
Wayne Thiebaud, Pie Rows (1961; Öl auf Leinwand, 55,9 x 71,1 cm; Wayne Thiebaud Foundation)
Wayne Thiebaud, Drei Zapfen (1964; Öl auf Karton, 33 x 37,5 cm; Sammlung Bill und Donna Acquavella)
Wayne Thiebaud, Drei Kegel (1964; Öl auf Karton, 33 x 37,5 cm; Sammlung Bill und Donna Acquavella)
Wayne Thiebaud, Mädchen mit rosa Hut (1973; Öl auf Leinwand; San Francisco, San Francisco Museum of Modern Art)
Wayne Thiebaud, Mädchen mit rosa Hut (1973; Öl auf Leinwand; San Francisco, San Francisco Museum of Modern Art)
Wayne Thiebaud, Flood waters (2006-2013; Öl auf Leinwand, 121,9 x 152,4 cm; Privatsammlung)
Wayne Thiebaud, Flood waters (2006-2013; Öl auf Leinwand, 121,9 x 152,4 cm; Privatsammlung)

Schließlich gibt es noch ein Detail, das nur wenigen in seinen Werken auffällt: die Verwendung eines kühlen blauen Schattens entlang der Umrisse. Ein unmerkliches, aber entscheidendes Detail. Diese blaue Linie ist die Grenze zwischen Süße und Bedauern, zwischen Schönheit und Illusion. Die Betrachtung eines Thiebaud-Gemäldes ist wie die Verkostung eines Bonbons aus der Kindheit: der Geschmack kommt sofort, umhüllend. Dann, einen Augenblick später, löst er sich auf. Und genau in diesem Moment wird uns bewusst, wie schwer der Zucker ist.

Aber wer war Wayne Thiebaud wirklich? Er wurde 1920 in Mesa, Arizona, geboren und verbrachte den größten Teil seiner Kindheit in Kalifornien, einem Staat, der zu seiner wichtigsten Inspirationsquelle werden sollte. Seine künstlerische Laufbahn begann in der Welt der Werbegrafik und Animation, die seinen Malstil stark beeinflusste. Er arbeitete auch als Illustrator für die Walt Disney Company, bevor er eine akademische Laufbahn einschlug und an der Universität von Kalifornien Kunst lehrte.

Sein unverwechselbarer Stil ist das Ergebnis einer ständigen Erforschung des Einsatzes von Farbe und Licht. Thiebaud verwendete traditionelle Techniken mit einem fast impressionistischen Ansatz, indem er Komplementärfarben nebeneinander stellte, um Tiefe und Volumen zu schaffen. Seine blauen und violetten Schatten, die im Vergleich zu den klassischen Grautönen so ungewöhnlich sind, verleihen seinen Motiven eine seltsame Dreidimensionalität, als ob sie in einer Welt zwischen Realität und Traum schweben würden.

Ein weiterer grundlegender Aspekt seines Werks ist das Konzept der Wiederholung. Die geordneten Reihen von Torten, Donuts und Lutschern sind nicht nur ein Echo der Massenproduktion, sondern auch eine Art, die Serialität in der Kunst zu erforschen, ein Thema, das vielen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Doch während die Pop-Art-Künstler die Wiederholung nutzten, um den Konsumismus zu kritisieren, setzte Thiebaud sie ein, um ein Gefühl der Ordnung zu schaffen, so als ob jedes Objekt seinen eigenen genauen Platz in der Welt hätte.

Einige seiner berühmtesten Gemälde, wie Cakes (1963), Pie Counter (1963) und Three Machines (1963), zeigen diese Fähigkeit, alltägliche Gegenstände zu wahren visuellen Ikonen zu erheben. In Cakes ist eine Reihe von farbigen Kuchen geometrisch perfekt auf einer Theke angeordnet, was eine gewisse Statik hervorruft, die mit der Weichheit des Motivs kontrastiert. Pie Counter hingegen suggeriert eine fast hypnotische Wiederholung, bei der jedes Stück Kuchen Teil eines Rituals der Lust und des Überflusses zu sein scheint. Three Machines, mit seinen Kaugummiautomaten, fängt einen schwebenden Moment in der amerikanischen Kultur ein, in dem die Banalität des Objekts in etwas Symbolisches und fast Metaphysisches verwandelt wird.

Wayne Thiebaud, Display Cakes (1963; Öl auf Leinwand, 71,1 x 96,5 cm; San Francisco, San Francisco Museum of Modern Art)
Wayne Thiebaud, Display Cakes (1963; Öl auf Leinwand, 71,1 x 96,5 cm; San Francisco, San Francisco Museum of Modern Art)
Wayne Thiebaud, Cakes (1963; Öl auf Leinwand, 152,4 x 182,9 cm; Washington, National Gallery of Art)
Wayne Thiebaud, Cakes (1963; Öl auf Leinwand, 152,4 x 182,9 cm; Washington, National Gallery of Art)
Wayne Thiebaud, Pie Counter (1963; Öl auf Leinwand, 75,7 x 91,3 cm; New York, Whitney Museum of American Art)
Wayne Thiebaud, Kuchentheke (1963; Öl auf Leinwand, 75,7 x 91,3 cm; New York, Whitney Museum of American Art)
Wayne Thiebaud, Drei Maschinen (1963; Öl auf Leinwand, 76,2 x 92,7 cm; San Francisco, Museum of Fine Arts)
Wayne Thiebaud, Drei Maschinen (1963; Öl auf Leinwand, 76,2 x 92,7 cm; San Francisco, Museum of Fine Arts)

Im Laufe seiner Karriere erhielt Thiebaud zahlreiche Auszeichnungen und seine Werke wurden in die Sammlungen der wichtigsten Museen der Welt aufgenommen, darunter das MoMA in New York und die National Gallery of Art in Washington. Trotz seiner Berühmtheit blieb er stets seiner Rolle als Lehrer und Mentor treu und beeinflusste Generationen von Künstlern mit seiner akribischen und leidenschaftlichen Herangehensweise an die Malerei.

Letztlich war Wayne Thiebaud nicht nur der Maler der süßen Dinge. Er war der stille Hüter einesAmerikas zwischen Sehnsucht und Nostalgie, ein Handwerker des Lichts, der einfache Dinge mit einer ergreifenden Intensität zum Leuchten bringen konnte. Seine Werke sind offene Fenster zu einer Welt, die immer einen Schritt von der Auflösung entfernt zu sein scheint, süß wie eine Erinnerung, zerbrechlich wie eine Reflexion auf Zuckerguss.

Noch heute flüstert uns jeder seiner Kuchen, jede seiner steilen Straßen den flüchtigen Geschmack der Zeit zu und erinnert uns daran, dass Schönheit wie Zucker dazu bestimmt ist, zu schmelzen und den subtilen Geschmack der Abwesenheit zu hinterlassen.


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