Jahrestag seines Todes gedenkt Rom Giulio Turcato (Mantua, 1912 - Rom, 1995), einer der radikalsten und einfallsreichsten Persönlichkeiten der italienischen Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg, mit einer Ausstellung in der Giuliani-Stiftung für zeitgenössische Kunst. Die Ausstellung mit dem Titel simply Turcato wird von Martina Caruso und Adrienne Drake kuratiert und ist vom 11. Oktober 2025 bis zum 31. Januar 2026 zu besichtigen.
Die Ausstellung soll die Komplexität und die visionäre Kraft eines Künstlers wiederherstellen, der mit einer sich ständig weiterentwickelnden Sprache, die Materie, Licht und politisches Denken zu verschmelzen vermag, Jahrzehnte der Kunstgeschichte durchquert hat. Die Ausstellung, die als eine Reise durch die wichtigsten Phasen von Turcatos Forschung konzipiert ist, konzentriert sich auf das Thema der Monochromie, die nicht als Ausdruck der Reduktion oder des malerischen Schweigens verstanden wird, sondern als ein generativer, fruchtbarer Raum, in dem die Farbe zu einem Instrument der Erkenntnis und des Experiments wird.
In seinen Werken ab den frühen 1960er Jahren verwandelt Giulio Turcato die Bildfläche in ein Feld der Energie und der Metamorphose. Die Monochromie stellt für den Künstler niemals einen Ankunftspunkt, sondern einen Neuanfang dar. Im Gegensatz zu denjenigen, die im Monochrom einen spirituellen Landeplatz oder eine konzeptionelle Aussetzung suchten, interpretiert Turcato es als eine Schwelle der Offenheit, ein Gebiet, in dem sich sensible und intellektuelle Erfahrung treffen.
Seine Leinwände leben von ungewöhnlichen Materialien, die ihre Wahrnehmung und Dichte verändern: ausgehöhlte Oberflächen, phosphoreszierende Pulver, Fragmente von Tabletten, Münzen, Kohlepapier. Elemente aus dem täglichen Leben werden in seinen Händen zu einer poetischen und kognitiven Sprache. Durch diese materiellen Einschlüsse konstruiert der Künstler ein persönliches Alphabet, mit dem er die natürliche und organische Realität erforscht - von Pflanzen bis zu Mineralien, von Ruinen bis zu Mikroorganismen - und die Komplexität der Welt in eine visuelle Syntax übersetzt, die Wissenschaft, Vorstellungskraft und Wahrnehmung miteinander verbindet.
Für Turcato ist die Kunst ein kognitiver Prozess. In seiner Vision sind Farbe und Form Mittel, um die tiefen Strukturen der Realität zu erforschen, und nicht nur dekorative Werkzeuge. Die farbige Materie wird so zu einem Vehikel für Gedanken, körperliche Schwingungen und Reflexion über das Sichtbare.
Die Ausstellung in der Fondazione Giuliani zeichnet auch den historischen und politischen Werdegang des Künstlers nach, der sein ziviles Engagement stets mit der formalen Forschung verband. 1947 gründete Turcato zusammen mit Carla Accardi, Ugo Attardi, Pietro Consagra, Piero Dorazio, Mino Guerrini, Achille Perilli und Antonio Sanfilippo die Gruppe FORMA 1, die sich gegen die starre figurative Orthodoxie des sozialistischen Realismus wandte und die Autonomie der abstrakten Kunst und die Freiheit des Experimentierens forderte. In diesem Kontext beginnt der Künstler, eine unruhige Malerei zu definieren, die sich zwischen Abstraktion und Realitätsresten bewegt und in der die Form zu einem Instrument der Reflexion über die Gesellschaft und die Möglichkeit der Darstellung der Zeitgenossenschaft wird.
In den 1960er Jahren öffnet sich der Blick Turcatos für den internationalen Dialog. Während seiner ersten Reise nach New York im Jahr 1962 kam er in Kontakt mit den Forschungen von Robert Rauschenberg und Jasper Johns, deren experimenteller Umgang mit Materialien sich unmittelbar auf sein Empfinden auswirkte. Sein Werk weist auch Gemeinsamkeiten mit den Untersuchungen von Robert Ryman auf, der sich der Erforschung des Weiß und der Oberfläche widmete, und er vergleicht es mit den italienischen Erfahrungen von Alberto Burri und Enrico Castellani, die wie er die Grenzen der Malerei und ihre Fähigkeit, Objekt, Raum und Material zu werden, erforschten.
In jenen Jahren begann Turcato, über die Farbe “jenseits des Spektrums” nachzudenken, eine Idee, die in den Serien Fuori dallo spettro von 1962 und Oltre lo spettro in den 1970er Jahren ihren Ausdruck fand. In diesen Werken wird die Malerei zu einer Spannung gegenüber einer nicht existierenden Farbe, einer leuchtenden Energie, die sich dem gewöhnlichen Blick entzieht. Sein Werk tritt in einen Dialog mit den Monochromen von Mario Schifano, die sich auf die chromatische Vitalität konzentrieren, aber sich durch ihre Offenheit für eine metaphysische Dimension auszeichnen.
Die Erforschung der Farbe gipfelt in der Serie Cangianti, in der die Pigmente auf Licht und Bewegung reagieren und Reflexe erzeugen, die sich je nach Blick des Betrachters verändern. Einige Werke enthalten Materialien, die in der Dunkelheit sichtbar werden, die Wahrnehmung verstärken und die Bildfläche in ein dynamisches Feld verwandeln, das nie gleich bleibt.
In den 1960er Jahren wandte sich Turcato mit den Mondoberflächen dem Unbekannten zu. Diese Werke erinnern an außerirdische Landschaften, in denen das Bildmaterial das Rätsel der räumlichen Eroberung zu reflektieren scheint, in einem idealen Dialog mit den Erfahrungen von Lucio Fontana. Doch während für Fontana der Schnitt eine physische Öffnung zum Unendlichen darstellt, ist es für Turcato die Oberfläche selbst, die zum Ort der Erkundung wird, ein Terrain der Sinneserfahrungen, in dem sich Licht, Farbe und Materie verbinden, um neue Wahrnehmungen zu erzeugen.
In Cangianti und Monocromi entmaterialisiert sich die Malerei und bleibt gleichzeitig in der Körperlichkeit der Materie verankert. Jedes Werk vibriert mit einer inneren Energie, einer Dichte, die die Farbe an Körper und Raum bindet. Die Oberfläche ist nie neutral, sondern lebendig, sensibel und in der Lage, auf wechselndes Licht und wechselnde Blickwinkel zu reagieren.
Durch diese lange Erforschung entwickelt Turcato ein kohärentes und visionäres bildnerisches Denken, das nicht auf theoretischen Aussagen, sondern auf der direkten Erfahrung der Materie beruht. Seine Forschungen laden den Betrachter dazu ein, das Wesen der Malerei und ihre Macht, unsere Wahrnehmung der Welt zu verändern, zu hinterfragen.
Mit dieser Ausstellung schlägt die Giuliani-Stiftung nicht nur eine Neuinterpretation der Figur Turcato vor, sondern auch eine Reflexion über die Rolle der Malerei im zeitgenössischen Kontext. Die Kuratorinnen Martina Caruso und Adrienne Drake haben einen Rundgang zusammengestellt, der die prozessuale Dimension seines Werks hervorhebt, sein ständiges Schwanken zwischen analytischer Strenge und poetischer Intuition, zwischen zivilem Engagement und fantasievoller Freiheit.
Die Ausstellung ist von Mittwoch bis Samstag von 15.00 bis 19.30 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet und bestätigt die Berufung der Fondazione Giuliani, Projekte zu beherbergen, die die Komplexität der zeitgenössischen und historischen künstlerischen Forschung erforschen. Für Informationen und Reservierungen besuchen Sie bitte www.fondazionegiuliani.org oder schreiben Sie an info@fondazionegiuliani.org.
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Rom gedenkt Giulio Turcato mit einer Retrospektive zu seinem 30. Todestag |
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