Vom Bauhaus zu Thonet: genau hundert Jahre Stahlrohrdesign


Hundert Jahre nach dem Umzug des Bauhauses nach Dessau prägt das Design aus Stahlrohr weiterhin die zeitgenössischen Möbel. Vom B9-Hocker von Marcel Breuer bis zu den neuen Thonet-Entwürfen - die Geschichte eines Materials, das den Raum neu definiert und Generationen von Designern beeinflusst hat.

1925 verließ das Bauhaus Weimar (Deutschland) und ließ sich in Dessau (Deutschland) nieder. Im September 2025 feiert die Stiftung Bauhaus Dessau das hundertjährige Bestehen des Standorts mit einem umfangreichen Programm von Ausstellungen, Veranstaltungen und Vorträgen, die unter dem Titel “Zum Kern” zusammengefasst sind und sich mit modernen und zeitgenössischen Materialien befassen. Aus diesem Anlass wird die Rolle des Stahls bei der Definition des Designs des 20. Jahrhunderts wieder in den Mittelpunkt gerückt und hervorgehoben, wie eine Intuition, die zwischen den Werkstätten der Luftfahrt und den Laboratorien der Schule entstand, ein Erbe hervorbrachte, das bis heute lebendig ist.

Mit dem Umzug 1925 begann eine entscheidende Phase der Schule, die die Geschichte der Architektur und des Designs des 20. Jahrhunderts nachhaltig beeinflussen sollte. In diesen Jahren begannen Persönlichkeiten wie Marcel Breuer und Mart Stam, die als Lehrer und Designer zusammenarbeiteten, mit den Möglichkeiten eines ungewöhnlichen Materials für Möbel zu experimentieren: Stahlrohr. Bis dahin auf die Transportindustrie oder auf Funktionsmöbel für Krankenhäuser beschränkt, hielt der gebogene und geformte Stahl zum ersten Mal Einzug in häusliche und kollektive Räume und veränderte das Konzept des Wohnens selbst. Das erste Modell, das aus diesen Experimenten hervorging, war der Hocker B9H, den Breuer für die Kantine des von Walter Gropius entworfenen neuen Bauhausgebäudes entwarf. Daraus entwickelte sich das Tischset B9, das auch heute noch Teil des Thonet-Katalogs ist. Ihre auf das Wesentliche reduzierte Struktur, bestehend aus einem durchgehenden Stahlrohrgestell und einer kompakten Tischplatte, befreite den Raum von Unordnung und optischen Hindernissen. Ein Merkmal, das diese Möbel funktional und gleichzeitig im Einklang mit der Sprache der modernen Architektur machte.

Bauhausgebäude Dessau ©Tadashi Okochi, Pen Magazine, Stiftung Bauhaus Dessau
Das Bauhausgebäude in Dessau ©Tadashi Okochi, Pen Magazine, Stiftung Bauhaus Dessau
Die B 9-Tische ©Thonet GmbH
Die B 9 Tische ©Thonet GmbH

Bereits in den 1920er Jahren stand das Bauhaus im Dialog mit anderen Avantgarde-Bewegungen wie De Stijl, die den Städtebau und die Architektur der deutschen Städte beeinflussten. Das Gebäude in Dessau, das heute zusammen mit den Häusern der Meister zum UNESCO-Kulturerbe gehört, war ein Manifest dieser neuen Ästhetik. Die eigentliche Werkstatt für Stahlmöbel waren jedoch die Junkers Flugzeugwerke, die Flugzeugsparte der Junkers GmbH. Hier arbeitete Breuer mit einem spezialisierten Mechaniker zusammen und experimentierte mit den ersten Möbelformen aus Stahlrohr. Die Legende besagt, dass die Inspiration vom Lenker seines Fahrrads ausging: vom Alltagsgegenstand zur Konzeption einer durchgehenden Linie, die sich in einen Stuhl, Tisch oder Schreibtisch verwandeln ließ. Die vom Deutschen Werkbund organisierte Ausstellung Die Wohnung in Stuttgart stellte 1927 die neuen Stahlmöbel im Weißenhofviertel der Öffentlichkeit vor. Bei dieser Gelegenheit traten neben Breuer auch Designer wie Eileen Gray, Charlotte Perriand, Le Corbusier, Gerrit Rietveld, Erich Mendelsohn, Hans Luckhardt und Alvar Aalto auf. Das Versprechen war das einer neuen Leichtigkeit: Möbel, die weniger monumental waren als Massivholz, offen, luftig und in der Lage, das Verhältnis zwischen Raum, Körper und Blick neu zu definieren.

1929 veröffentlichte Thonet seinen ersten Katalog, der den Stahlmöbeln gewidmet war. Das Unternehmen, das bereits im 19. Jahrhundert die Produktion mit gebogenem Holz revolutioniert hatte, sieht in den Metalllinien eine Kontinuität der Forschung und eine Gelegenheit, sein Angebot zu erweitern. Im Jahr zuvor hatte es die Standard Möbel von Breuer erworben und 1930 in der Fabrik in Frankenberg eine eigene Abteilung für Stahl eingerichtet. Neben der Serie B9 gehen der Freischwinger S32/S64, weitere Kreationen von Breuer sowie Modelle nach Entwürfen von Mart Stam und Ludwig Mies van der Rohe in Produktion. Auch Varianten wie der gepolsterte S411, das Tischset B97 und der Schreibtisch B285 entstanden in den 1920er und 1930er Jahren. In den 1930er Jahren wurde Thonet zum weltweit führenden Hersteller von Stahlmöbeln. Die Parabel kam mit dem Aufstieg des Nazi-Regimes und dem Zweiten Weltkrieg abrupt zum Stillstand, um dann in den späten 1960er Jahren wieder anzusteigen, als Stahlrohr wieder in den Vordergrund des internationalen Designs rückte.

Die B 9-Tische ©Thonet GmbH
Die B 9 Tische ©Thonet GmbH

Heute produziert Thonet weiterhin Bauhaus-Klassiker und zeitgenössische Neuinterpretationen. Die Designerin Jil Sander hat mit der Kollektion JS.Thonet Modelle wie den Stuhl S64 und den Tisch B97 neu aufgelegt und bietet sie in mattem Neusilber oder poliertem Titan an. Sander, die im Nachkriegsdeutschland aufgewachsen ist, hat in ihren Möbeln die gleiche Essenz vermittelt, die das Bauhaus in den Mittelpunkt seiner Sprache gestellt hatte. Der Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart wird auch mit dem S243 von Frank Rettenbacher fortgesetzt, der Stahlrohrbeine unterschiedlicher Stärke mit geformten Holzelementen kombiniert und so einen minimalen und zugänglichen Stuhl schafft, der sich in häusliche und kollektive Kontexte einfügt.

Hinter den Produktionen steht die Philosophie, die das Unternehmen seit dem 19. Jahrhundert berühmt gemacht hat: die Verbindung von Handwerk und Technologie, Ästhetik und Funktionalität, mit dem Schwerpunkt auf Langlebigkeit und effizienter Nutzung von Ressourcen. Schon Michael Thonet hatte mit den ersten Bugholzstühlen gezeigt, wie man innovative Form und Nachhaltigkeit verbinden kann. Thonet-Möbel, die für Generationen konzipiert sind, können noch heute in der Frankenberger Fabrik restauriert werden. Das hundertjährige Bestehen des Bauhauses in Dessau ist daher eine Gelegenheit, darüber nachzudenken, wie eine Denkschule und ein Material die Art und Weise, wie Raum konzipiert wurde, verändert haben.

Vom Bauhaus zu Thonet: genau hundert Jahre Stahlrohrdesign
Vom Bauhaus zu Thonet: genau hundert Jahre Stahlrohrdesign


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