Leonardos "verlorene" Worte werden zu einer Installation: Sabrina D'Alessandros Werk


Im Castello Sforzesco werden vom 1. November bis zum 31. Januar die Worte des Codice Trivulziano zu Installationen und Stadtplakaten. Mailand verwandelt sich in ein offenes Buch über die lexikalischen und philosophischen Überlegungen von Leonardo da Vinci.

Vom 1. November 2025 bis zum 31. Januar 2026 wird in Mailand die von Sabrina D’Alessandro konzipierte und kuratierte Ausstellung Leonardo Parlante im Castello Sforzesco zu sehen sein, die einen der weniger bekannten Aspekte des Renaissance-Genies ans Licht bringt: sein Interesse an Worten. Das Projekt, das im Rahmen der Initiative URPS - Ufficio Resurrezione Parole Smarrite - entwickelt wurde, zeichnet Leonardos lexikografische Arbeit nach, insbesondere die im Codice Trivulziano 2162 gesammelten Anmerkungen. Während seines Aufenthalts in Mailand transkribierte Leonardo etwa achttausend Begriffe in lange Listen, eine Arbeit, die darauf abzielte, seinen Wortschatz zu erweitern und Wörter zu bewahren, die sonst in Vergessenheit geraten würden.

Der Codex Trivulzianus, der im Archivio Storico Civico und in der Biblioteca Trivulziana des Castello Sforzesco aufbewahrt wird, wird zum Ausgangspunkt für eine noch nie dagewesene Forschung zwischen bildender Kunst und Linguistik. Leonardos Worte, oft lexikalische Raritäten oder Latinismen wie merore, vivore, salvatico und plenitude, werden von D’Alessandro in physische Objekte und städtische Plakate verwandelt und geben der Stadt eine Dimension lebendiger und zugänglicher Worte zurück. In diesem Sinne verwandelt sich Mailand in ein großes offenes Buch, in dem Leonardos Worte und Konzepte mit dem städtischen Raum und dem kollektiven Gedächtnis in Dialog treten.

Sabrina D'Alessandro, Leonardoparlanti Postings
Sabrina D’Alessandro, Leonardoparlanti-Plakate

Die Installationen in den Höfen des Castello Sforzesco, insbesondere im Cortile delle Armi und im Corte Ducale, bilden den zentralen Bestandteil der Ausstellung. Salvatica, eine Terrakotta-Skulptur, hat ihren Namen von einem Wort aus dem Codex Trivulzianus, das Leonardo mit einer doppelten Bedeutung verwendete: Wörtlich bedeutet es “wild” oder “waldig”, aber in den Anmerkungen des Renaissance-Genies erhält es auch die Bedeutung von “das Gerettete”. Die Skulptur birgt andere verlorene Wörter in sich und macht sie symbolisch zur “Rettung”. Die Wörter sind paarweise auf der Vorder- und Rückseite der Skulptur angeordnet und spiegeln Eigenschaften, Fehler, Haltungen und ethische Überlegungen wider, die für Leonardos Denken typisch sind und sich in seinen Fabeln, Bestiarien und Prophezeiungen wiederfinden.

Im Corte Ducale stehen die Installationen Vanagroria und Purità im Becken miteinander im Dialog. Die erste, aus hochglanzpoliertem Stahl, erscheint als schlankes Spiel von Reflexionen und Verweisen, das an Illusion und Eitelkeit erinnert, die dazu bestimmt sind, sich aufzulösen. Das zweite, aus Terrakotta, erinnert an den Adel und die Reinheit der Elefanten, Tiere, die nach Leonardo in Wasser eintauchen, um sich zu reinigen. Der Kontrast zwischen den beiden Werken bietet eine visuelle Reflexion über die vergängliche Leichtigkeit und die moralische Festigkeit, die in den Manuskripten und Notizen des Meisters immer wieder thematisiert werden.

Parallel zu den Installationen im Castello erstreckt sich die Ausstellung durch ein System öffentlicher Plakate auf das Stadtbild von Mailand. Ausgewählte Wörter aus dem Codex Trivulzianus werden mit Zitaten aus anderen Leonardo-Manuskripten präsentiert und bilden so narrative Pfade, die ihren Klang, ihre Bedeutung und ihre Funktion illustrieren. Die Stadt wird so zu einem großen philosophischen und visuellen Text, in dem sich die Bürger mit Begriffen aus den Bereichen Wissen, Erfahrung, Leben und Freiheit auseinandersetzen können. Das Adjektiv infallante steht in Verbindung mit Leonardos Maxime “Selten ist der, der gut geht”, während plenitude an das poetische Fragment “Wenn der Liebende seine Geliebte erreicht hat, ruht er dort” erinnert, was darauf hindeutet, dass Leonardos sprachliche Forschung auch mit Überlegungen zu menschlicher Erfahrung und Emotionen verbunden war.

Sabrina D'Alessandro, Salvatica, Ansicht der Installation (Mailand, Casa degli Artisti)
Sabrina D’Alessandro, Salvatica, Ansicht der Installation (Mailand, Casa degli Artisti)

Die Realisierung der Ausstellung ist das Ergebnis einer umfangreichen Vorarbeit. D’Alessandro hat die Bedeutung der von Leonardo im Codex Trivulzianus notierten Begriffe genau recherchiert und sie mit anderen Quellen und Manuskripten verglichen, um ihre ursprüngliche Bedeutung und mögliche Interpretationen wiederherzustellen. Das Projekt hat im kulturellen und künstlerischen Bereich Anerkennung gefunden: 2024 gewann D’Alessandro die öffentliche Ausschreibung AAA - Atelier Aperti per Artista der Casa degli Artisti in Mailand, die es ihr ermöglichte, die der Ausstellung zugrunde liegende kreative Residenz zu entwickeln. Die Forschung der Künstlerin hat auch internationale Aufmerksamkeit erregt, mit dem Erwerb der Serie Fotopiuvoli Trivulziani durch das MUNAF - Nationales Museum für Fotografie und mit den geplanten Ausstellungen im Italienischen Kulturinstitut in Oslo anlässlich der XXV Woche der italienischen Sprache in der Welt. Von September 2025 bis Februar 2026 ist der Künstler auch in der vom MUNAF veranstalteten Ausstellung Scrittura Obliqua zu sehen.

Die Installationen im Castello Sforzesco sind der Öffentlichkeit bei freiem Eintritt täglich von 07.00 bis 19.30 Uhr zugänglich. Die Ausstellung wird am Donnerstag, den 13. November um 17.00 Uhr im Saal Weil Weiss des Castello Sforzesco anlässlich der BookCity offiziell eröffnet. Das Projekt Leonardo Parlante wird in Zusammenarbeit mit der Casa degli Artisti in Mailand unter der Leitung von Lorenzo Vatalaro realisiert. Der Beitrag der Fondazione Cariplo ermöglichte die Produktion der Werke, während die Installationen mit der Unterstützung von Palazzi Cieloterra und Ferro Design Milano realisiert wurden.

Anmerkungen zur Künstlerin

Sabrina D’Alessandro, 1975 in Mailand geboren, erforscht die Beziehung zwischen dem Wort und dem Imaginären, wobei sie Linguistik und bildende Kunst miteinander verbindet. Im Jahr 2009 gründete sie das URPS - Ufficio Resurrezione Parole Smarrite, ein Projekt, das sich der Wiedergewinnung von Wörtern widmet, die in Vergessenheit geraten sind, aber als wertvoll für das tägliche Leben angesehen werden. Die Tätigkeit des Büros besteht darin, seltene oder ungewöhnliche Wörter zu identifizieren und wieder ins Gedächtnis zu rufen und sie in Bücher, Skulpturen, Installationen, Videos und künstlerische Aktionen zu verwandeln.

D’Alessandros Wortarbeiten wurden in zahlreichen Museen und Kulturräumen in Italien und im Ausland ausgestellt, darunter die Fondazione Mudima und das MUNAF - Museo Nazionale di Fotografia in Mailand, das Museo CAMeC in La Spezia, das Museo Santa Maria della Scala in Siena, das Museo del Premio Suzzara, das Art Sonje Center in Seoul, das Centre for Contemporary Art Bikaner House in Neu-Delhi, The Art House in Singapur, das Henry P. Davison House in New York und die italienische Botschaft in Vilnius. Sein Werk wurde auch von der Enciclopedia Treccani gewürdigt, die ihm Artikel und ausführliche Studien gewidmet hat.

Zu seinen wichtigsten öffentlichen Installationen gehört das Redamare-Denkmal an der Strandpromenade von La Spezia, das der Gemeinschaft das sonst verlorene Wort “lieben und geliebt werden” zurückgibt. Bei Rizzoli hat er die Bände Il Libro delle Parole Altrimenti Smarrite (2011) und Accendipensieri (2021) veröffentlicht, in denen die meisten der von ihm im Laufe der Jahre wiederentdeckten Wörter gesammelt sind und die den Kern seiner visuellen Kunstwerke bilden.

Leonardos
Leonardos "verlorene" Worte werden zu einer Installation: Sabrina D'Alessandros Werk


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