Das Scheitern des Postkonzepts: Über die Ausbreitung wirkungsvoller, aber bedeutungsloser Installationen


Überall wimmelt es von großen Installationen mit Lichtern, Klängen, auffälligen Materialien. Aber oft fragen wir uns angesichts dieser Werke: Ist das alles? Das Problem ist nicht neu, aber es ist immer weiter verbreitet. Viele spektakuläre Werke vermitteln heute nicht mehr viel. Wie kommen wir da wieder raus? Federica Schnecks Überlegungen.

Wer regelmäßig Biennalen, Messen und Museen für zeitgenössische Kunst besucht, kennt das Phänomen. Vor einer großen Installation, Lichtern, Klängen, fesselnden Materialien, vielleicht einer Absichtserklärung, die eine halbe Wand lang ist, bleibt man stehen, beobachtet, liest das Etikett und denkt mit einem gewissen Unbehagen: Ist das alles? Der Eindruck ist der einerKunst, die für ein paar Sekunden fasziniert, einen aber unmittelbar danach leer zurücklässt. Wie ein schönes Bühnenbild ohne Szene, ein Titel ohne Text.

Das Problem ist nicht neu, aber es hat auffällige Dimensionen angenommen. Im letzten Jahrzehnt gab eseine Explosion spektakulärer, oft monumentalerWerke, die in technologische oder emotionale Atmosphären getaucht sind, die aber bei näherer Betrachtung außer ihrer bloßen Anwesenheit nicht viel mitteilen. Es handelt sich um visuell starke, aber inhaltlich schwache Installationen, die auf vagen, sich wiederholenden Konzepten beruhen und in einer Ästhetik verwässert sind, die das Fehlen von Substanz durch Form wettmachen zu wollen scheint. Auffallend ist, dass diese Werke nicht von jungen Menschen stammen, die nach Sichtbarkeit streben, sondern von etablierten Künstlern, die von großen Galerien vertreten werden, in öffentlichen Sammlungen vertreten sind und regelmäßig ausgezeichnet und gefeiert werden. Dies ist in jeder Hinsicht ein Scheitern der postkonzeptionellen Sprache, die die Strenge ihrer Ursprünge verloren zu haben scheint und sich in eine selbstreferenzielle Produktionsmaschine verwandelt hat.

Das Konzeptuelle in seiner ursprünglichen Form wurde geboren, um den Materialfetisch aus dem Werk zu entfernen und die Idee, den Gedanken, die Beziehung in den Mittelpunkt zu stellen. Es handelt sich um eine trockene, oft unsichtbare Kunst, die sich einer Ästhetisierung verweigert und das Publikum zu einer interpretativen Anstrengung, einer kritischen Beteiligung auffordert. Joseph Kosuth, Lawrence Weiner, On Kawara, Douglas Huebler: das sind Künstler, die durch Sprache, Zeit, Serialität und Abwesenheit konstruieren. Das Post-Konzeptuelle, zumindest in seiner jüngsten Entwicklung, scheint stattdessen eine doppeldeutige Wendung zu nehmen. Die Idee wird nicht mehr von der Form abgezogen, sondern stützt sich auf eine Form, die verführen soll. Die Installation kommuniziert nicht nur ein Konzept, sie macht es spektakulär. Sie ist gefüllt mit Materialien, Lichtern, Symbolen, Texten, Klängen, in einem Übermaß, das nicht der Verdeutlichung, sondern der Verschleierung der Sinnleere dient.

Das Problem ist also nicht die Verwendung der Form an sich, sondern der Verlust der Spannung zwischen Form und Gedanke. Das Konzeptuelle verlangte Strenge. Der Post-Konzeptuelle begnügt sich mit der Erklärung. Und oft ist diese Erklärung ein vager, didaktischer Text, ein allgemeiner Verweis auf “Erinnerung”, “Fragilität”, “den Körper”, “Übergang” oder “Krise”, Passepartout-Wörter, die wie vorgefertigte Etiketten an alles angehängt werden können.

Wer in den letzten Jahren die Biennale in Venedig, die Art Basel oder die Frieze besucht hat, kennt diese Art von Arbeiten: Pavillons voller hängender Textilien, Stimmfragmente, die in einer Schleife wiederholt werden, Objekte, die der Realität entnommen und unter dem Vorwand der “Beziehung” arrangiert wurden. In vielen Fällen handelt es sich nicht um hässliche oder technisch schwache Werke. Der Punkt ist, dass sie trotz ihrer visuellen Wirkung nichts anderes vermitteln als ihre eigene Spektakularität.

Nehmen wir zum Beispiel die Arbeiten von Danh Vo, einem berühmten Künstler, dessen Installationen Reliquien, religiöse Gegenstände, persönliche Briefe, Holz, Lampen und goldene Schriftzeichen kombinieren. Die Installation ist immer suggestiv, das Ergebnis ästhetisch kontrolliert. Aber oft beruht der narrative Inhalt auf undurchsichtigen autobiografischen Elementen, auf dekontextualisierten historischen Fragmenten, die zu bloßen poetischen Vorwänden werden. Oder denken Sie an Pierre Huyghe, einen bildgewaltigen Künstler, der sich in den letzten Jahren mit posthumanen Environments, lebenden Organismen und künstlichen Intelligenzen beschäftigt hat. Seine Installationen sehen aus wie aus einem Filmset, aber allzu oft scheitern sie an einer Faszination für die Zukunft, die die Gegenwart nie wirklich in Frage stellt. Und wieder Philippe Parreno: Videos, Klänge, Lichter, perfekt gestaltete immersive Geräte, die magnetische Atmosphären schaffen, aber den Betrachter oft in einer ästhetischen Schwebe lassen, ohne kritische Richtung. Es ist eine Kunst der Umgebung, nicht des Denkens.

Dahn Vo, Take my breath away, Installationsansicht im Solomon R. Guggenheim Museum, New York, 2018. Foto: Cathy Carver
Dahn Vo, Take my breath away, Installationsansicht im Solomon R. Guggenheim/ Museum, New York, 2018. Foto: Cathy Carver
Philippe Parreno, Speech Bubbles (Gold) (2009; Luftballons, Helium), Installationsansicht im Museo Serralves, Porto, 2017. Foto: Andrea Rossetti
Philippe Parreno, Speech Bubbles (Gold) (2009; Luftballons, Helium), Installationsansicht im Museo Serralves, Porto, 2017. Foto: Andrea Rossetti

Dies ist keine Nostalgie für eine Kunst, die “mehr sagte”, noch ist es eine Verteidigung des Figurativen oder Narrativen. Das Problem ist nicht die postkonzeptionelle Sprache, sondern ihr schlampiger Gebrauch. Man hat den Eindruck, dass sich viele jüngere Arbeiten damit begnügen, etwas anzudeuten, ohne es zu erläutern, zu zitieren, ohne Stellung zu beziehen. Eine Art Ästhetik des dekontextualisierten Fragments, das lediglich evoziert, statt zu argumentieren.

Aber kann es sich die Kunst in einer Welt, die von Bildern, Inhalten und Symbolen überschwemmt wird, wirklich leisten, so vage zu sein? Reicht es aus, wenn ein Werk “zum Nachdenken anregt”, wie es oft heißt, auch wenn es nichts Konkretes aussagt? Oder ist es auch Aufgabe der Kunst, zu konstruieren, zu fokussieren, komplexe Gedanken zu artikulieren? Nicht nur Künstler unterstützen dieses Ausstellungssystem, sondern auch Kuratoren, Kritiker, Institutionen und der Markt. Die postkonzeptionelle Sprache hat heute eine erkennbare Grammatik, die leicht reproduzierbar ist und von denjenigen, die das System frequentieren, sofort gelesen werden kann. Sie ist zu einem Stil, zu einem Genre geworden. Und wie jedes Genre läuft auch sie Gefahr, zum Manierismus zu werden.

Große Institutionen fördern es, weil es funktioniert. Messen begrüßen es, weil es sich gut in Räumen einfügt. Sammler kaufen sie, weil sie “zeitgemäß” ist. Und an den Akademien wird sie gelehrt, oft ohne kritisches Handwerkszeug zu vermitteln. Das Ergebnis ist eine Generation von Künstlern, die lernen, wie man “internationale” Installationen aufbaut, die zwar formal korrekt, aber ohne jede Notwendigkeit sind.

Daher ist ein Kurswechsel erforderlich. Es geht nicht um eine nostalgische Rückkehr zur Vergangenheit, sondern um eine Wiederaneignung der Strenge. Wir brauchen Werke, die, selbst wenn sie von postkonzeptionellen Sprachen ausgehen, den Mut haben, wirklich zu denken. Die die Mehrdeutigkeit nicht als Schutzschild benutzen, sondern die Komplexität mit Präzision bearbeiten. Die sich nicht scheuen, Stellung zu beziehen, sich zu exponieren, den klaren Sinn zu riskieren.

Es gibt zeitgenössische Beispiele in dieser Richtung. Künstler wie Forensic Architecture, die Kunst und Untersuchung miteinander verbinden und Umwelt- oder politische Verbrechen mit analytischer Strenge rekonstruieren. Oder Lawrence Abu Hamdan, der mit Zeugenaussagen, Ton und Erinnerung arbeitet, mit komplexen, aber lesbaren Werken, in denen jedes Element Gewicht hat.

Forensische Architektur, Blick auf die Ausstellung Design as Investigation, Röhsska Museum, Göteborg, 2020-2021. Foto: Carl Ander
Forensische Architektur, Blick auf die Ausstellung Design as Investigation, Röhsska Museum, Göteborg, 2020-2021. Foto: Carl Ander
Lawrence Abu Hamdan, The voice before the law, Ausstellungsansicht, Staatliche Museen, Berlin, 2019-2020. Foto von Mathias Völzke mit freundlicher Genehmigung von Maureen Paley, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Schenkung Baloise Group
Lawrence Abu Hamdan, The voice before the law, Ausstellungsansicht, Staatliche Museen, Berlin, 2019-2020. Foto von Mathias Völzke mit freundlicher Genehmigung von Maureen Paley, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Schenkung Baloise Group

Mankann konzeptionell sein, ohne obskur zu sein. Man kann zeitgenössisch sein, ohne generisch zu sein. Das Problem des Post-Konzeptuellen ist nicht das Fehlen von Ideen, sondern die Oberflächlichkeit, mit der Ideen oft behandelt werden. Kunst muss nicht alles erklären, sie muss nicht didaktisch sein. Aber sie muss notwendig sein. Sie muss eine Dringlichkeit, eine Reibung, eine echte Frage erzeugen.

Vielleicht ist es an der Zeit, erneut zu fragen: Ist dieses Werk schön oder nur fotogen? Ist es kraftvoll oder nur laut? Sagt es etwas aus oder suggeriert es nur? Denn wenn das Konzeptuelle gescheitert ist, dann nicht durch zu viel Nachdenken, sondern durch mangelnde Tiefe. Und die Kunst kann sich, wenn sie lebendig bleiben will, den Luxus einer gut verpackten Leere nicht leisten.


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