Doppelte Essenz, Materie und Form im Dialog zwischen Gerosa und Visciano in Pietrasanta


In der Sala delle Grasce in Pietrasanta verbindet die Ausstellung Doppia Essenza die bildhauerische Forschung von Floriana Gerosa mit der malerischen von Barbara Visciano und erforscht die doppelte Natur der Materie zwischen Widerstand und Transformation.

Vom 13. Dezember 2025 bis zum 6. Januar 2026 findet in der Sala delle Grasce des Kulturzentrums “Luigi Russo” in Pietrasanta die Ausstellung Doppia Essenza statt, die die Forschungen von Floriana Gerosa und Barbara Visciano zusammenführt, zwei Künstlerinnen, die eine tiefe Aufmerksamkeit für die Materie als aktives und generatives Element des Werks teilen. Das von Jacopo Suggi kuratierte Ausstellungsprojekt beschränkt sich nicht darauf, zwei unterschiedliche Wege aufzuzeigen, sondern stellt einen engen Vergleich zwischen verschiedenen Praktiken, der Bildhauerei und der Malerei, her, die in der Reflexion über die doppelte Natur der Materialien eine gemeinsame Basis finden, die als Ort der Spannung zwischen dem, was sich der Form anbietet, und dem, was sich ihr widersetzt, verstanden wird.

Der Titel der Ausstellung erinnert an den ursprünglichen Zustand der Materie, die nicht als einfacher passiver Träger verstanden wird, sondern als ein Wesen, das mit einem eigenen Willen, Erinnerungen und inneren Kräften ausgestattet ist. In diesem Sinne erscheint die Form nicht als eine äußere Auferlegung, sondern als das Ergebnis eines Prozesses des Zuhörens und der Verhandlung zwischen dem Künstler und dem Material. Double Essence basiert auf einer konkreteren und nüchternen Beobachtung: Jedes Material enthält in sich eine doppelte Natur, die sich offenbart und die sich zurückhält, die sich modellieren lässt und die sich dem Widerstand widersetzt.

In diesem Zwischenraum findet der Dialog zwischen Floriana Gerosa und Barbara Visciano statt. Obwohl sich die beiden Künstlerinnen in Bezug auf Sprache, Methode und Tradition in unterschiedlichen Bereichen bewegen, teilen sie eine gemeinsame Vision von der Materie als lebendigem Organismus. In ihrer Praxis ist das Material nie neutral oder träge, sondern wird zu einem Gesprächspartner, der das Endergebnis des Werks vorschlägt, lenkt und manchmal bestimmt. Die Form ergibt sich somit aus einem offenen, nie völlig vorherbestimmten Prozess, in dem die Absicht des Künstlers mit den unvorhersehbaren Reaktionen des Materials selbst verwoben ist.

Barbara Visciano, Segmenti di Tempo (2025; Öl auf Leinwand, Luft, Feuchtigkeit, Erde, Insekten, Pflanzen, Mineralien und Zeit ausgesetzt, 160 x 120 cm)
Barbara Visciano, Segmenti di Tempo (2025; Öl auf Leinwand, Luft, Feuchtigkeit, Erde, Insekten, Gemüse, Mineralien und Zeit ausgesetzt, 160 x 120 cm)

Die Skulpturen von Floriana Gerosa scheinen aus dem Inneren der Erde aufzutauchen, wie Präsenzen, die aus einer uralten Schichtung hervorgehen. Ihre bildhauerische Praxis basiert auf einer direkten und physischen Beziehung zu Terrakotta, einem Material, das die Künstlerin kennt und mit dem sie eingehend experimentiert, indem sie verschiedene Erden mischt, um spezifische plastische Qualitäten zu erhalten, und indem sie in der Brennphase, die bewusst nicht streng kontrolliert wird, Elemente der Zufälligkeit und der Transformation einführt. Die Form wird in diesem Prozess nie vollständig beherrscht, sondern schrittweise herausgelöst, gesucht und verfolgt, wobei die autonomen Reaktionen der Materie akzeptiert werden.

Die Gemälde von Barbara Visciano hingegen gehen einen entgegengesetzten, aber ergänzenden Weg. Während in Gerosas Skulpturen die Form aus dem Inneren zu kommen scheint, erscheint sie in Viscianos Gemälden auf der Oberfläche als eine Spur der Zeit und der natürlichen Prozesse. Seine Malerei beschränkt sich nicht auf das Auftragen von Farbe, sondern bezieht organische Elemente, Feuchtigkeit, Sedimentation und Prozesse der Zersetzung und Regeneration mit ein und gibt der Erde eine aktive Rolle im künstlerischen Prozess. Auf diese Weise wird die Bildoberfläche zum Ort, an dem sich Erinnerungen und Verwandlungen ablagern, eine langsame Schrift, die den Lauf der Zeit festhält.

Aus dem Zusammentreffen dieser beiden Haltungen ergibt sich das tiefe Gefühl einer “doppelten Essenz”, die nicht als Konflikt oder Widerspruch, sondern als Koexistenz und Gleichgewicht verstanden wird. Die Ausstellung inszeniert einen kontinuierlichen Querverweis zwischen Geste und Warten, zwischen Intervention und Zuhören, zwischen Konstruktion und Sedimentation. Das Werk ist als Grenzraum konfiguriert, der das Ergebnis einer ständigen Verhandlung zwischen dem Ziel des Künstlers und dem Willen des Materials ist, und nicht als Ergebnis eines geschlossenen, von vornherein festgelegten Projekts.

Diese Dualität zieht sich durch das gesamte Ausstellungsprojekt und manifestiert sich in der Konfrontation zwischen Gerosas skulpturaler Konstruktion und Viscianos geduldiger Schichtung, aber auch in der Beziehung zwischen der kalibrierten Geste des Bildhauers und dem bewussten Warten des Malers. Während bei Gerosa die Form aus dem Material herausgearbeitet wird, scheint sie sich bei Visciano selbst zu bestimmen und als Folge natürlicher Prozesse zu entstehen, die im Laufe der Zeit wirken. Trotz der Unterschiede erkennen beide die Erde als zentralen Bezugspunkt an, sowohl als plastisches Material als auch als aktives Mittel der Transformation.

Floriana Gerosa, Di vuoto in vuoto, tragitto senza filo (2024; Jute, Beton und Travertin, 30 x 45 x 18 cm)
Floriana Gerosa, Di vuoto in vuoto, tragitto senza filo (2024; Jute, Zement und Travertin, 30 x 45 x 18 cm)

Die in Livorno geborene Barbara Visciano absolvierte zunächst eine Ausbildung im IT-Sektor, entschied sich dann aber, ihrer künstlerischen Berufung zu folgen. Ausgebildet in Malschulen und Ateliers, entwickelte sie eine Praxis, die auf Experimenten und einem ständigen Dialog zwischen persönlicher Sensibilität und Wahrnehmung der Welt beruht. Nach einer anfänglichen Phase, die mit der figurativen Malerei verbunden war und sich auf die menschliche Figur und die Beziehung zwischen Geste und Emotion konzentrierte, wandte sich ihre Forschung allmählich der Abstraktion zu. Die Serie Quadri Indeterminati stellt einen Schlüsselmoment auf diesem Weg dar, bei dem die Intentionalität der Künstlerin mit der Unvorhersehbarkeit der Materialien und der Umgebung konfrontiert wird und Werke zwischen Form und Schwingung, zwischen Kontrolle und Zufall entstehen.

Die in Mailand geborene und in Livorno lebende Floriana Gerosa hat eine geisteswissenschaftliche Ausbildung genossen, sich aber bald dem Kunststudium zugewandt. Nach einem Diplom in Werbegrafik an der Akademie Cappiello in Florenz und beruflicher Erfahrung in diesem Bereich schlug sie 1995 dank der Begegnung mit der Bildhauerin Anselma Ferrari einen entscheidenden Weg in der Bildhauerei ein. Bei ihr erlernte sie die Techniken des Terrakotta-Modells und entwickelte eine persönliche Sprache, die im Laufe der Jahre durch weitere Ausbildungserfahrungen in Carrara und Pietrasanta sowie durch das Studium der Zeichnung und Malerei bereichert wurde. Gerosa, der auch im Bereich des Schreibens und der Poesie aktiv ist, ist seit 2011 Mitglied der Bildhauervereinigung ASART von Pietrasanta.

Doppia Essenza fügt sich somit in den kulturellen Kontext von Pietrasanta als ein Projekt ein, das über das zeitgenössische Kunstschaffen reflektiert und zwei unterschiedliche, aber konvergierende Wege miteinander verbindet, in dem Bewusstsein, dass das Werk immer aus einem fragilen Gleichgewicht zwischen dem menschlichen Willen und der Kraft der Materie entsteht. In diesem Spannungsfeld zwischen Offenbarung und Widerstand lädt die Ausstellung dazu ein, die Form nicht als endgültiges Ergebnis zu betrachten, sondern als Ergebnis eines lebendigen Prozesses, der sich ständig verändert.

Doppelte Essenz, Materie und Form im Dialog zwischen Gerosa und Visciano in Pietrasanta
Doppelte Essenz, Materie und Form im Dialog zwischen Gerosa und Visciano in Pietrasanta


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