Die deutschen Kunstgalerien befinden sich in großer wirtschaftlicher Bedrängnis, bilden aber dennoch ein dynamisches kulturelles Gefüge, das in der Lage ist, Tausende von Ausstellungen zu produzieren und Hunderttausende von Besuchern anzuziehen. Dies ist das Fazit der Galerienstudie III, dem Fünfjahresbericht des Institutsfür Strategieentwicklung (IFSE), der zwölf Jahre nach der ersten bundesweiten Erhebung und fünf Jahre nach der Studie zur Pandemie 2020 veröffentlicht wurde. Die vorliegende Ausgabe bietet einen aktuellen Überblick über die Situation der professionellen Galerien in Deutschland und analysiert ihre wirtschaftlichen Bedingungen, strukturellen Merkmale und ihre zentrale Rolle im Kunstsystem.
Die Galerien in Deutschland sind dezentral verteilt, mit Konzentrationen in den großen Kunststädten: Berlin, Hamburg, München, Köln, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart, Leipzig und Karlsruhe. Die schwierige wirtschaftliche Situation, in der sie sich befinden, spiegelt die des globalen Kunsthandels wider: Laut dem Art Basel & UBS Art Market Report wird der globale Kunstmarkt 2024 einen Umsatz von 57,5 Milliarden Dollar erreichen, was einem Rückgang von 12 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dies ist der stärkste Rückgang seit dem Tiefpunkt der Pandemie im Jahr 2020. Trotz des allgemeinen Umsatzrückgangs stieg die Zahl der Transaktionen jedoch um 3 %, wobei eine deutliche Verlagerung der Marktaktivität hin zu den unteren Preissegmenten zu beobachten war, während Verkäufe im oberen Preissegment an Bedeutung verloren. Auch im Galeriesektor war 2024 ein Jahr der Polarisierung. Der weltweite Umsatz in diesem Segment ging um 6 % auf 34,1 Mrd. USD zurück . Besonders betroffen war das oberste Marktsegment: 64 % der Galerien mit einem Jahresumsatz von mehr als 10 Mio. USD meldeten geringere Umsätze als im Vorjahr, im Durchschnitt ein Minus von 9 %. Das mittlere Segment (5-10 Mio. USD) verlor 3 %, während Galerien mit einem Umsatz zwischen 1 und 5 Mio. USD ein Wachstum von 10 % verzeichneten. Die kleinsten Galerien mit einem Jahresumsatz von weniger als 250.000 $ verzeichneten das größte Wachstum und steigerten ihren Umsatz um durchschnittlich 17 %, was nach einer langen Phase schwacher Entwicklung das zweite Jahr in Folge ein Wachstum bedeutet.
Dieser Trend hin zu kleineren Marktteilnehmern ist auch für den deutschen Kunstmarkt relevant. Viele Galerien in Deutschland sind genau in den Verkaufssegmenten tätig, die international ein Wachstum erfahren haben. Obwohl Deutschland beim Gesamtumsatz hinter den führenden Märkten zurückbleibt, liegt sein Anteil am weltweiten Kunstmarkt stabil bei 3 %. Deutschland und die Schweiz teilen sich damit den fünften Platz hinter den Vereinigten Staaten (43%), dem Vereinigten Königreich (18%), China (15%) und Frankreich (7%). Die wirtschaftliche Lage der Galerien bleibt jedoch angespannt. Laut dem Art Basel & UBS Art Market Report 2024 sind auch die durchschnittlichen Betriebskosten gestiegen, und zwar um 10 %, vor allem aufgrund von Personalkosten, Mieten, Technik und Messebeteiligungen. In Deutschland wird dieser Kostendruck durch strukturelle Faktoren wie die Künstlersozialabgabe noch verstärkt. Ein positives Zeichen war jedoch die Rückkehr des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes von 7 % auf Kunstverkäufe ab dem 1. Januar 2025.
In Deutschland gehören rund 59% der Galerien zum kleinen Segment mit einem Jahresumsatz von unter 400.000 Euro, rund 28% zum mittleren Segment (400.000 bis 1,5 Mio. Euro) und rund 13% zum großen Segment mit einem Umsatz von mehr als 1,5 Mio. Euro. Dies bestätigt im Wesentlichen die Segmentierung der Studie 2020. Der Median des Umsatzes liegt bei 300.000 EUR, der Durchschnitt bei über 800.000 EUR. Hochgerechnet ergibt sich ein geschätzter Gesamtumsatz von ca. 600 Mio. EUR, der deutlich unter dem Benchmark der Galerienstudie 2020 von 890 Mio. EUR liegt.
Das Marktverhalten vieler Galerien hat sich verändert. Im Segment der zeitgenössischen Kunst ging der Umsatz 2024 um 11% zurück, während Galerien, die sich auf etablierte Künstler der Nachkriegszeit, der Moderne und der Alten Meister konzentrieren, stabile oder leicht steigende Umsätze melden. Auch die Umsatzverteilung innerhalb der einzelnen Galerien hat sich verschoben: 56% des Jahresumsatzes 2024 wurden von den drei umsatzstärksten Künstlern erwirtschaftet, ein Plus von drei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig hat sich auf dem Primärmarkt, d.h. dem Direktverkauf von Kunstwerken durch Galerien, die Differenzierung leicht verstärkt, wobei der Anteil der umsatzstärksten Künstler am Gesamtumsatz zurückging. Ein weiterer Trend ist die Zunahme des Anteils der Künstlerinnen. Ihr Anteil an den weltweit von Galerien vertretenen Künstlern stieg bis 2024 auf 41 %, im Primärmarkt sogar auf 46 %. Der Anteil lag bei 42%, eine deutliche Steigerung gegenüber den Vorjahren und ein Zeichen für die zunehmende Sichtbarkeit erfolgreicher Künstlerinnen. Für die künftige Entwicklung ist bemerkenswert, dass 44 % der Käufer im Jahr 2024 zum ersten Mal bei ihrer jeweiligen Galerie kauften, wobei der Anteil in den kleineren Galerien 50 % erreichte. Diese Dynamik, kombiniert mit mehr Verkäufen zu niedrigeren Preisen, deutet auf eine leichte Öffnung des Marktes hin, ohne jedoch seine strukturellen Risiken zu beseitigen.
Die Studie schätzt, dass es in Deutschland etwa 700 professionelle Galerien gibt. Die Umfrage wurde im Frühjahr 2025 online durchgeführt, wobei sich der Beobachtungszeitraum auf das Jahr 2024 bezog. Mehr als 160 Galerien haben sich beteiligt, rund 150 Fragebögen wurden ausgewertet. Erstmals wurde in der Studie gezielt nach dem Geschlecht der hauptverantwortlichen Galeristen gefragt: 59% waren Männer, 39% Frauen und 2% bezeichneten sich als anders. Das Durchschnittsalter der Galerien liegt zum Zeitpunkt der Befragung bei 27 Jahren. Etwa 6 % wurden seit 2020 gegründet, etwa 45 % bestehen seit vor 2000, und ein Drittel wurde in den 2000er Jahren gegründet. Etwa 10 % sind über 50 Jahre alt. Etwa 73 % der befragten Galeristen haben ihr Unternehmen zwischen 1990 und 2019 gegründet, und nur 7 % sind seit 2020 in dieser Funktion tätig. 29 % gaben an, dass sie die Leitung der Galerie vor 2000 übernommen haben. Der Vergleich mit dem Gründungsjahr deutet darauf hin, dass bei etwa einem Fünftel der Galerien ein Generationswechsel oder eine Übernahme stattgefunden hat.
Die räumliche Verteilung der befragten Galerien spiegelt weitgehend die tatsächliche Struktur der professionellen Galerien in Deutschland wider, mit einer starken Beteiligung aus Berlin (38%), Nordrhein-Westfalen (16%), Baden-Württemberg (14%), Hamburg (11%) und Bayern (9%). Gleichzeitig befindet sich etwa ein Drittel der Galerien außerhalb der großen Zentren, sowohl in kleinen und mittleren Städten als auch in ländlichen Regionen, was sowohl die Konzentration in städtischen Gebieten als auch die fragmentierte und dezentrale Struktur des Galerienmarktes in Deutschland verdeutlicht.
Galeriedirektoren haben einen sehr unterschiedlichen beruflichen Hintergrund: 27% haben Kunstgeschichte oder Kunstwissenschaft studiert, 11% haben eine künstlerische Ausbildung, 12% haben ein betriebswirtschaftliches oder ähnliches Studium abgeschlossen und weitere 7% haben einen kaufmännischen Hintergrund. Der Anteil der Galeristen mit kaufmännischem Hintergrund liegt damit insgesamt bei 19 % und entspricht damit dem Stand von 2020. Die Tätigkeitsfelder der Galerien sind nach wie vor vielfältig. Der Verkauf im Primärmarkt, d.h. die Vermittlung zeitgenössischer Kunst, steht auch 2024 an erster Stelle. Viele Galerien sind auch im Kunsthandel tätig, bieten Beratung an, organisieren Veranstaltungen, publizieren, kuratieren Ausstellungen und vermitteln Leihgaben. Die Bandbreite der Aktivitäten hat sich seit 2020 weiter vergrößert und spiegelt die zunehmende Diversifizierung der Arbeit von Galerien wider. Besonders deutlich ist die Zunahme der Aktivitäten im Sekundärmarkt (von 48% auf 54%) und bei Veranstaltungen (von 50% auf 55%) sowie die Kuratierung externer Ausstellungen (von 38% auf 42%). Neue Bereiche wie Kunstverleih, digitale Formate oder projektbezogene Aktivitäten sind im Entstehen, spielen aber vorerst eine untergeordnete Rolle. Auf die Frage nach dem wirtschaftlich wichtigsten Tätigkeitsfeld geben jedoch 76% der Galerien den Primärmarkt an, gefolgt vom Sekundärmarkt mit 15%. Auf die Kunstberatung und den Verkauf von Editionen entfallen jeweils 3 %. Dies bestätigt, dass trotz der zunehmenden Vielfalt der Aktivitäten der Primärmarkt das wirtschaftliche Rückgrat der Galerienarbeit bleibt. Der klassische Verkauf ist nach wie vor das Kerngeschäft, flankiert von Vermittlung, Publikation und Veranstaltungsformaten. Galerien agieren heute zunehmend hybrid, als Verkäufer, Kulturveranstalter, Verleger und Berater, doch die wirtschaftliche Bedeutung dieser zusätzlichen Bereiche, gemessen am Umsatz, bleibt deutlich geringer.
Im Jahr 2024 haben die deutschen Galerien insgesamt mehr als 3.000 Arbeitsplätze geschaffen. Die durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter pro Galerie ist leicht gestiegen, der Durchschnittswert liegt jedoch weiterhin bei 3 Mitarbeitern. Etwa 10% der Galerien haben mehr als 10 Mitarbeiter. Schätzungen für das Jahr 2024, die sich auf rund 700 professionelle Galerien in Deutschland stützen, gehen von bis zu 1.000 Geschäftsinhabern, rund 1.400 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, fast 900 geringfügig Beschäftigten, mehr als 1.000 freien Mitarbeitern und mehr als 500 Praktikanten aus, die häufig projektbezogen oder zeitlich befristet tätig sind. Die geschätzte Gesamtzahl der derzeit in deutschen Galerien tätigen Personen schwankt zwischen 3.000 und 5.000.
Die Anforderungen an die Mitarbeiter von Galerien sind vielfältig und hoch, denn neben kunsthistorischen Kenntnissen oder Verkaufstalent werden auch Selbstständigkeit, Kommunikationsfähigkeit, digitale Kompetenzen und ein professioneller Umgang mit den Kunden erwartet. Zu den häufigsten Erwartungen gehören selbstständiges Arbeiten und Verantwortungsbewusstsein (92%), Genauigkeit und Zuverlässigkeit (91%), gute Umgangsformen (86%), Organisationstalent und Projektmanagement (83%), Verkaufskompetenz und Kundenorientierung (82%), Sprachkompetenz (80%), Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke (80%) sowie ein professioneller Umgang mit Kunden. Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke (77%), digitale Kompetenzen (76%), Erfahrung in Kunstmanagement, Transport und Logistik (75%) und kunsthistorische Kenntnisse (67%). Diese Anforderungen skizzieren ein komplexes Berufsbild, das sich zwischen Kunstvermittlung, Projektmanagement und Unternehmertum bewegt. In Deutschland gibt es keine spezifische Berufsausbildung für die Arbeit in Kunstgalerien. Die Mitarbeiter kommen auf sehr unterschiedlichen Wegen in den Beruf, was die Suche nach qualifiziertem Personal zusätzlich erschwert.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele Galerien die Suche nach geeignetem Personal als Herausforderung beschreiben. Sie nennen vor allem einen Mangel an qualifizierten Bewerbern, unrealistische Gehaltsvorstellungen, mangelnde Belastbarkeit und die fehlende Bereitschaft zu flexiblen Arbeitszeiten, z. B. an Wochenenden oder während Ausstellungen. Einige Galerien berichten auch, dass jüngere Bewerber andere Erwartungen an Arbeitsethik, Führung und Work-Life-Balance haben, wie z.B. den Wunsch nach flexibleren Arbeitsmodellen, flacheren Hierarchien oder einer klaren Trennung von Arbeit und Privatleben, die nicht immer mit der betrieblichen Realität vieler Galerien vereinbar sind, die durch kleine Teams, unregelmäßige Arbeitszeiten und hohe Eigenverantwortung gekennzeichnet ist.
In der Studie wurde erneut untersucht , welche Maßnahmen und Instrumente aus Sicht der Galeristen am meisten zum wirtschaftlichen Erfolg beitragen. Es zeigt sich ein differenziertes Bild zwischen dem, was regelmäßig praktiziert wird und dem, was tatsächlich zur Wirtschaftlichkeit beiträgt. Während fast alle Galerien (93%) eine eigene Website betreiben, halten nur 40% diese für einen wesentlichen Erfolgsfaktor. Instagram hat sich als Kommunikationskanal etabliert (88% im Jahr 2025), hat aber wenig wirtschaftliche Bedeutung (12%). Die Pflege persönlicher Beziehungen zu Sammlern gehört dagegen nicht nur zu den am häufigsten genutzten Maßnahmen (87 %), sondern führt mit 72 % auch die Liste der wirtschaftlich relevanten Aktivitäten an. Auch die Teilnahme an Messen hat sich in der Bewertung stabilisiert: 80 % der Galerien nehmen daran teil, und 67 % messen ihnen eine hohe wirtschaftliche Bedeutung bei. Ausstellungseröffnungen bleiben relevant, sowohl in ihrer Durchführung (91%) als auch in ihrer Wirkung (59%). Dies zeigt, dass direkte Begegnungen und persönliche Netzwerke nach wie vor die entscheidenden und wirksamen Faktoren im Galeriemanagement sind. Plattformen, die Vermittlung durch Künstler oder soziale Medien verlieren dagegen weiter an wirtschaftlicher Bedeutung, bleiben aber im Alltag der Galerien präsent.
Daraus folgt, dass die Hoffnung, die während der Pandemie in digitale Formate gesetzt wurde, von relativer Bedeutung ist. Obwohl viele Galerien seit 2020 in Websites, Online-Shops, Besichtigungsräume oder soziale Medien investiert haben, bleibt der wirtschaftliche Effekt begrenzt. Der Anteil der Online-Verkäufe ist im Vergleich zu 2019 nicht gestiegen, sondern gesunken und liegt im Jahr 2024 bei durchschnittlich 12 Prozent. Damit liegt der deutsche Galerienmarkt deutlich unter dem internationalen Durchschnitt von 22 Prozent, den der Art Basel & UBS Art Market Report 2025 angibt. Die meisten der befragten Galerien haben einzelne Elemente ihres Geschäftsmodells verändert oder erweitert, von Pandemien, virtuellen Ausstellungen und Podcasts bis hin zu neuen Vertriebsformaten oder Kooperationen. Es zeigt sich jedoch, dass sich bisher nur wenige dieser Innovationen als nachhaltige alternative Vertriebswege etabliert haben. Stattdessen ist ein pragmatischer Realismus zu beobachten: Vieles wird ausprobiert, manches professionalisiert, aber nur weniges dauerhaft übernommen. Die Ausrichtung vieler Galerien bleibt nahe an der klassischen Ausstellungs- und Verkaufspraxis.
Die Digitalisierung des Galeriewesens bleibt oft zusätzlich, nicht ergänzend; sie ergänzt die bestehenden Aktivitäten, ersetzt sie aber nicht. Die Zurückhaltung gegenüber grundlegenden digitalen Transformationen hat mehrere Ursachen: Kleineren Galerien fehlen oft die personellen oder finanziellen Ressourcen, um komplexe Softwarestrukturen oder digitale Infrastrukturen aufzubauen. Größere Galerien, insbesondere solche mit regelmäßiger Ausstellungstätigkeit, sind technologisch viel besser aufgestellt. Die Einführung von Werkzeugen, die auf künstlicher Intelligenz basieren, erfolgt bisher nur zögerlich, etwa die Hälfte der Galerien verzichtet ganz darauf. Wenn KI eingesetzt wird, dann hauptsächlich für einmalige Anwendungen im Bereich der Übersetzung, der Texterstellung oder des Versands von Newslettern. Strategisch-wirtschaftliche Anwendungen wie Zielanalyse, Preisgestaltung oder Echtheitsprüfung spielen bisher eine marginale Rolle.
Im Jahr 2024 nutzt fast die Hälfte der befragten Galerien (48%) hybride Ausstellungs- oder Vermittlungsformate. Dabei dominieren einfache digitale Integrationen: Online-Betrachtungsräume parallel zu physischen Ausstellungen (29%) und virtuelle Ausstellungsrundgänge (27%) sind die am häufigsten genannten Formate. Komplexere Ansätze wie digitale Gespräche mit Künstlern, digitale Ausstellungsformate, Livestreams oder Begleitprogramme wurden nur von 6 bis 12 % der Galerien genutzt. AR/App-Formate sind nicht sehr beliebt (2 %). Die Wirksamkeit hybrider Formate wird allgemein mit Vorsicht bewertet. Nur wenige Galerien gaben hohe Bewertungen ab, insbesondere wenn mehrere Formate kombiniert wurden. Galerien mit nur einem oder zwei Formaten waren oft nicht überzeugt. Erst wenn vier oder mehr Formate eingesetzt werden, steigt die Bewertung deutlich an. Dies deutet darauf hin, dass ein gezielter und diversifizierter Einsatz mit einer höheren Zufriedenheit korreliert, während punktuelle oder experimentelle Anwendungen eher zu Enttäuschungen führen. Hybridformate sind im Jahr 2024 kein Standard, sondern ein selektiv eingesetztes Instrument, dessen Potenzial nur in Einzelfällen ausgeschöpft wird. Sie bleiben ein ergänzendes Angebot, aber keine tragende Säule der regulären Arbeit von Galerien.
Die Galerienstudie hat erstmals systematisch das Thema ökologische Nachhaltigkeit untersucht. Die Ergebnisse zeigen ein insgesamt hohes Bewusstsein für einfache und praktische Maßnahmen und erste Ansätze für eine strukturelle Tiefe in der strategischen Umsetzung. Die meisten Galerien nutzen bereits LED-Beleuchtung (91%), verzichten auf unnötige Verpackungen (87%), trennen Abfälle (79%) oder verwenden Materialien wieder (75%).
Diese Maßnahmen erfordern keinen Strukturwandel, sind leicht umzusetzen und führen oft auch zu Kosteneinsparungen. Strategische Ansätze wie die Bilanzierung von Emissionen oder die Formulierung konkreter Reduktionsziele sind dagegen äußerst selten (3%, 4%). Neun Prozent der Galerien gaben an, keine konkreten Maßnahmen ergriffen zu haben, aber daran interessiert zu sein, während drei Prozent angaben, dass Nachhaltigkeit in ihrer Arbeit noch kein Thema ist.
Im Jahr 2024 vertreten die deutschen Galerien insgesamt rund 14.600 Künstler, eine Zahl, die seit der letzten Umfrage nahezu unverändert geblieben ist. Der Median liegt nach wie vor bei 16 Künstlern pro Galerie, während der Durchschnitt aufgrund der größeren Galerien leicht auf fast 21 gestiegen ist. Die Einnahmen innerhalb des Galerieprogramms sind nach wie vor ungleich verteilt: In vielen Galerien tragen einzelne Künstler einen großen Teil der Einnahmen bei, während andere, oft jüngere, experimentelle oder kommerziell weniger attraktive Künstler, auf Quersubventionierung angewiesen sind.
Andererseits hat sich die Geschlechterverteilung verändert. Der Anteil der Künstlerinnen liegt jetzt bei 41 %, gegenüber 35 % im Jahr 2020. Der durchschnittliche Frauenanteil ist damit in vier Jahren um sechs Prozentpunkte gestiegen. Die meisten Galerien geben an, dass sich der Anteil der Künstlerinnen erhöht hat, und begründen dies mit einer bewussteren Programmpolitik, einer größeren Sichtbarkeit der Positionen von Frauen oder dem Wunsch nach Ausgewogenheit.
Die Zusammenarbeit zwischen Galerien und Künstlern basiert im Idealfall auf Vertrauen, gegenseitiger Wertschätzung und einem gemeinsamen Interesse an künstlerischer Entwicklung und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit. Diese Beziehung ist jedoch strukturell komplex, da sie kuratorische Verantwortung, wirtschaftliche Zusammenarbeit und persönliche Loyalität miteinander verbindet. In diesem Zusammenhang ist es überraschend, wie wenig formalisiert diese Beziehung noch ist. Zwar gibt es seit der letzten Erhebung eine leichte Veränderung (von 10 % im Jahr 2020 auf 18 % im Jahr 2024 der Galerien, die regelmäßig schriftliche Verträge mit Künstlern abschließen), weitere 38 % schließen in Einzelfällen Verträge ab, aber 39 % verzichten weiterhin grundsätzlich auf schriftliche Vereinbarungen. Als Gründe für diesen Verzicht werden - wie schon 2020 - der hohe Wert des Vertrauens, die Besonderheit künstlerischer Prozesse und der Wunsch nach Flexibilität genannt. Dabei wird oft übersehen, dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit auch von Klarheit profitiert. Schriftliche Vereinbarungen schaffen nicht nur Sicherheit in Ausnahmesituationen, sondern bieten auch eine Grundlage für laufende Diskussionen über gemeinsame Ziele, Arbeitsbedingungen und Erwartungen.
Im Jahr 2024 organisierten die deutschen Galerien durchschnittlich sechs Ausstellungen pro Jahr. Das entspricht einem rechnerischen Gesamtwert von mehr als 4.000 Ausstellungen bundesweit, d.h. mehr als zehn neue Ausstellungen pro Tag, die zwei Millionen Besucher pro Jahr anziehen (geschätzte Zahl). Im Jahr 2024 wurden die Vernissagen im Durchschnitt von rund 130 Besuchern besucht, der Median liegt bei 60 Besuchern. Einzelne Veranstaltungen sind deutlich besser besucht als in der Vergangenheit, aber die typische Vernissage ist heute etwas weniger gut besucht als in der Vergangenheit. Auch die Zahl der Vernissagen pro Jahr ist leicht zurückgegangen: Der Durchschnitt liegt bei 5,5, der Median bei 5. Diese Zahl in Verbindung mit der etwas geringeren Besucherzahl deutet auf einen Rückgang der Besucherzahlen und eine verstärkte Konzentration auf einige wenige hochkarätige Veranstaltungen hin.
Die Ausstellungsflächen pro Galerie im Jahr 2024 reichen von wenigen Quadratmetern bis zu 2.000 m², mit einem Medianwert von 123 m² und einem Durchschnitt von 182 m². Die gesamte Ausstellungsfläche der professionellen Galerien in Deutschland wird auf über 120.000 m² geschätzt. Im Durchschnitt haben die Galerien eine Gesamtfläche von mehr als 400 m². Ein guter Standort, die Nähe zu Museen und Kultureinrichtungen sowie ein lebendiges Umfeld sind für die meisten Galerien nach wie vor entscheidend.
Obwohl von einigen Galerien erwartet wird, dass sie auch an periphereren Standorten erfolgreich arbeiten, vielleicht mit digitaler Anbindung oder mit einem starken Ausstellungsschwerpunkt, hat der physische Raum seine zentrale Bedeutung nicht verloren. Vielmehr zeigt sich, dass dieser weiterhin eine Schlüsselrolle als Basis und Anker in einer hybriden Struktur aus analogen, mobilen und digitalen Formaten spielt. Die meisten Galerien (77 %) betreiben nur einen Standort, aber etwa ein Viertel hat zwei oder mehr, manchmal international, manchmal temporär oder in unterschiedlichen Kontexten kuratiert. Damit bestätigt sich erstmals quantitativ ein Trend zu Multi-Location-Strukturen, der in der Studie 2020 nur qualitativ beobachtet worden war.
Die Malerei ist nach wie vor die zentrale und unangefochtene Gattung auf dem deutschen Markt; fast alle Galerien (97%) nehmen sie in ihr Programm auf und zwei Drittel (67%) geben sie als die wirtschaftlich wichtigste Gattung an. Ebenfalls sehr beliebt sind Arbeiten auf Papier, Skulpturen, Zeichnungen und Fotografien, aber auch Objekte und Grafiken. Performance, Medienkunst und Installationen sind dagegen deutlich seltener vertreten, was den Eindruck bestätigt, dass bestimmte Kunstformate, die sich schwerer verkaufen lassen, eher zur symbolischen Profilierung präsentiert werden oder weil eine Galerie dennoch die interessantesten Werke zeigen möchte. Trotz der Vielfalt des Programms hat sich der Schwerpunkt der Verkäufe mehr in Richtung des mittleren und unteren Preissegments verschoben.
In 39% der Galerien werden die meisten Umsätze mit Werken zwischen 1.000 und 5.000 € erzielt, in weiteren 30% im Bereich zwischen 5.000 und 10.000 €. Der Anteil der Galerien, die ihre Hauptumsätze mit hochpreisigen Werken erzielen, ist dagegen deutlich zurückgegangen: Während im Jahr 2020 rund 16% der Galerien die höchsten Umsätze im Segment über 50.000 € verzeichneten, ist dieser Anteil bis 2024 auf 7% gesunken. Diese Verschiebung deutet auf eine zunehmende Konzentration im unteren Preissegment bei gleichzeitigem Rückgang der hochpreisigen Umsätze hin, womit sich ein bereits in der letzten Erhebung festgestellter Trend zur Fragmentierung fortsetzt.
Der Markt ist nach wie vor eindeutig auf Privatkunden ausgerichtet: Mehr als 60 % der Galerien erzielen den größten Teil ihres Umsatzes mit Privatpersonen, während institutionelle Käufer in den meisten Galerien eine untergeordnete Rolle spielen. Gleichzeitig besteht eine starke Abhängigkeit von Stammkunden; mehr als die Hälfte der Galerien erwirtschaften mehr als 50% ihres Umsatzes mit ihnen. Die Gewinnung von Neukunden bleibt jedoch ein relevanter Faktor: Rund 40 % der Galerien erwirtschaften mindestens 30 % ihres Umsatzes mit Neukunden. Im Vergleich zu 2020 ist eine leichte Öffnung hin zu neuen Käuferkategorien festzustellen.
In der Galerienstudie 2020 wurde der Begriff der Bruttomarge eingeführt, um die wirtschaftliche Grundlage der Galerien realistischer zu erfassen. Unter Bruttomarge versteht die Studie den Teil des Umsatzes, der nach Abzug der Künstlerhonorare, der unmittelbaren Produktions- und Transportkosten sowie der Kosten für Personal, Miete, Ausstellungen und nicht zuletzt für den eigenen Lebensunterhalt tatsächlich übrig bleibt. Diese Betrachtungsweise, so die Studie, sei notwendig, weil der Umsatz allein zu wenig über die wirtschaftliche Substanz eines Galeriebetriebes aussage. Die Galerienstudie von 2025 hat diesen Deckungsbeitrag erstmals systematisch untersucht und liefert damit ein vollständiges Bild. Der durchschnittliche Anteil des ausgewiesenen Deckungsbeitrags liegt bei 30%, der Median bei 32%. Die Streuung ist groß: Einige Galerien geben Deckungsbeitragsanteile von weniger als 10% an, andere von mehr als 70%. Der Medianwert der Bruttomarge liegt bei 50.000 Euro, bei einem Medianumsatz von 300.000 Euro. Ein hoher Umsatz führt nicht automatisch zu einer hohen Bruttomarge. Im Gegenteil, auch Galerien mit relativ geringen Umsätzen erzielen im Einzelfall beachtliche Rohmargen, vermutlich aufgrund schlanker Strukturen, guter Planung oder geringer Fremdbeteiligung. Für die meisten Galerien bleibt nach Abzug der direkten Kosten nur ein Betrag übrig, mit dem bestenfalls ein kleines Team bezahlt, eine Miete getragen und ein minimales unternehmerisches Risiko abgedeckt werden kann.
Die vorliegenden Daten zeigen, wie dünn der Faden ist, an dem viele Galerien, unabhängig von ihrem künstlerischen Anspruch oder ihrer internationalen Präsenz, hängen. Wer über die Zukunft und die Förderung des Galerienmodells spricht, muss die Bruttomarge in den Mittelpunkt stellen, denn nicht der Umsatz, sondern das, was am Ende übrig bleibt, entscheidet darüber, ob eine Galerie überleben kann oder sich von Projekt zu Projekt hangeln muss. Dies erfordert von den Betreibern selbst eine stärkere kommerzielle Ausrichtung und gleichzeitig eine größere Bereitschaft, offen über die wirtschaftlichen Grundlagen nachzudenken. Transparenz und Austausch sind unabdingbar, auch damit Kulturpolitik und Medien die Realität der galeriebasierten Kulturarbeit richtig einschätzen können und das Maß nicht in den isolierten Ergebnissen ausländischer Auktionen sehen.
Die Rolle von Kunstmessen für den wirtschaftlichen Erfolg von Galerien erwies sich 2024 als ambivalent. Obwohl viele Galerien weiterhin Messeformate zur Sichtbarkeit und Kundenpflege nutzen, sind die Anzahl der Beteiligungen und die erzielten Umsätze auf Messen etwas geringer als in den Vorjahren. Mehr als 20 % der befragten Galerien gaben an, im Jahr 2024 an keiner Messe teilgenommen zu haben. Die übrigen Galerien nahmen im Durchschnitt an zwei oder drei Messen teil. Fast ein Drittel beschränkte sich auf eine einzige Teilnahme, nur 11 % nahmen an vier oder mehr Veranstaltungen teil. Im Durchschnitt erwirtschafteten die befragten Galerien im Jahr 2024 rund 22 % ihres Jahresumsatzes auf Kunstmessen. 29% der Galerien lagen unter der 10%-Schwelle, während knapp 10% angaben, mehr als die Hälfte ihres Umsatzes auf Messen zu erzielen. Mit 22% liegt der Anteil in Deutschland unter dem weltweiten Durchschnitt von 31%, wie der Art Basel & UBS Art Market Report 2025 zeigt. Der Report zeigt, dass der Anteil des Umsatzes auf Messen im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen ist, aber immer noch unter dem Niveau von 2022 (35 Prozent) und deutlich unter dem Wert vor der Pandemie von 42 Prozent im Jahr 2019 liegt. Vor allem die größeren Galerien mit einem Umsatz von mehr als 10 Mio. USD verzeichneten international die höchsten Messeumsätze (34%), während kleinere Galerien in den unteren Umsatzsegmenten zum Teil Rückgänge hinnehmen mussten.
Die Ergebnisse der Galerienstudie 2025 legen nahe, dass auch in Deutschland vor allem Galerien mit höheren Umsätzen von Messen profitieren. Die beliebtesten Veranstaltungen waren die Art Karlsruhe (43%), gefolgt von der Positions Berlin Art Fair und der Paper Positions Berlin (je 20%). Auch die Art Cologne (18%) und das Gallery Weekend Berlin (13%) wurden häufig genannt. Große internationale Formate wie die Art Basel (5 %), die Paris Photo (7 %), die Arco Madrid (7 %) oder die Frieze London (4 %) spielten dagegen eine deutlich geringere Rolle.
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Deutschland, Millionen von Besuchern, aber sinkende Umsätze für Einkaufszentren: die Studie |
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